In jeder Textilfabrik arbeiten tausende von Menschen, meistens Frauen zwischen 14 und 25 Jahren. Sie verdienen wenig, arbeiten aber zwölf Stunden am Tag und mehr. „Die Arbeitsbedingungen sind sehr hart”, weiß Schwester Eulalia, „und für die Mütter kommen noch die Sorgen um ihre Kinder hinzu, die während des langen Arbeitstages ganz auf sich allein gestellt sind.” Um diesen Kindern zu helfen, haben die „Schwestern der Nächstenliebe” das Lindalva-Zentrum gegründet. Es ist Kindergarten und Schule zugleich, ein Ort, an dem die Kinder ganztägig betreut werden.
Es ist Ziel der Projektarbeit der „Schwestern der Nächstenliebe”, den Kindern und Jugendlichen ein sicheres und freundliches „Zuhause“ zu bieten. Die Besucher und Besucherinnen des Lindalva-Zentrums können dort regelmäßig zu Mittag essen, wenn sie aus der Schule zurückkommen, und werden liebevoll betreut. So sind die Eltern beruhigt, dass ihre Kinder in Sicherheit sind, während sie selbst ihrer Arbeit nachgehen können.
Da die Fabriken immer weiterwachsen, suchen immer mehr Menschen Hilfe im Lindalva-Zentrum. In ihrem letzten Projektbericht schreibt Schwester Eulalia noch über die verschiedenen Aktivitäten für die Kinder und jungen Frauen.
Sie weist darauf hin, dass es vor der coronabedingten vorübergehenden Schließung im März 2020 viele abwechslungsreiche Angebote gab, wie:
- Englisch-Camp mit australischen Jugendlichen
- Ausbildung zu studentischen Hilfskräften
- Kosmetik-Kurse für Mädchen
- Pfadfinderzeltlager
- Ausbildung des Personals, um Kosmetikkurse anbieten zu können u.a.m.
- Außerdem bietet das Zentrum den Müttern EDV-Weiterbildungskurse und psychologische Betreuung an.
Grundsätzlich nehmen im Zentrum auch die Eltern in kleinen Gruppen von 5-15 Personen an Treffen teil, um sich auszutauschen und sich der Sorgen und Nöte der anderen anzunehmen. Dort erhalten sie auch ihren Lebensmittelanteil, der ihnen aus dem Programm zusteht.
Doch auch in Kambodscha wurde das öffentliche Leben aufgrund der Coronasituation herun-tergefahren. Dies hatte starke Auswirkungen auf das Leben im Zentrum, da viele Kinder und junge Frauen das Zentrum in der Coronapandemie nicht besuchen können.
Stattdessen besuchen die Schwestern, Lehrer und Lehrerinnen sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Kinder zuhause, während diese nicht in das Zentrum kommen konnten. Wöchentlicher Unterricht „zum Mitnehmen“ wurde von studentischen Hilfskräften und Lehrern gemeinsam für die Kinder vorbereitet. Wenn die Kinder vor Ort ihr Essen abholten, bekamen sie zudem ihr Unterrichtsmaterial, dessen Bearbeitung in der darauffolgenden Woche überprüft wurde. Jene Schülerinnen, die pädagogische Unterstützung erhalten haben, haben ihre schulischen Leistungen verbessert. Lediglich ein paar von ihnen mussten die Schule wegen des Arbeitsplatzwechsels der Eltern abbrechen. Es zeigt sich immer wieder, dass Bildung eine vielversprechende Möglichkeit ist, das Leben der Kinder und jungen Frauen zu verändern und sie aus dem Kreislauf der Armut zu befreien.
Aber die Schwestern wissen sich zu helfen. Kurzfristig wurden Kosmetikkurse für die heran-wachsenden Mädchen organisiert, wenn diese nicht zur Schule gehen können. Diese Ausbil-dung soll ihnen helfen, ihre Freizeit produktiv zu nutzen und auch, neue Fähigkeiten zu erwerben. Das Erlernte können sie anwenden, um somit zum Lebensunterhalt ihrer Familien beizusteuern, während sie dann weiter zur Schule gehen. Es dient als Anreiz für die Eltern, ihren Mädchen zu erlauben, die Ausbildung zu beenden. Diese Aus- und Fortbildung steht mitunter jenen Frauen offen, die in den Fabriken arbeiten oder nach deren Schließung nach alternativen Einkommensquellen suchen müssen.
Auch das Personal des Zentrums wurden in den ersten Monaten nach der Schließung so weit unterstützt, dass es die neue Lebenssituation gut bewältigen konnte.
200 armen Familien wurde Unterstützung zuteil; erweitert auch um Familien, die nicht am Zentrumsprogramm teilnehmen aber unfähig sind, Arbeit zu finden. Es wurden täglich Lunch-pakete für die Kinder und ihre Familien zubereitet, während die Fabriken geschlossen waren. Die Lunchbox wurden allen Bedürftigen angeboten: Bauarbeitern, Müllsammlern, Straßenverkäufern, also all jenen, die nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Die Unterstützung umfasst auch die Bereitstellung von „Kriseninterventionsmaßnahmen“ wie dem Grundbedarf an Lebensmitteln, Medikamenten und Vitaminen sowie Masken für arme Familien. Ihnen wird geholfen, mit den Auswirkungen von Arbeitslosigkeit, gesundheitlichen Problemen und Hunger fertig zu werden.
Trotz der anhaltenden Pandemie wurde die Fortbildung der Lehrkräfte (z.B. Computerkenntnisse) vorangetrieben, damit auch zukünftig der Unterricht gut vorbereitet und die Unterrichtsqualität maximiert werden können. Dies hilft, die Zeit des Personals und der Lehrerinnen und Lehrer bestmöglich zu nutzen und produktiv zu halten. Die jungen Frauen und das Personal treffen sich regelmäßig zum Erfahrungsaustausch, um die Planung von weiteren Aktionen während der Pandemie vorzunehmen und die Verteilung von Waren vorzubereiten. Auch die wöchentlichen Treffen zu Bibelgesprächen zwischen den Schwestern, Ausbilderinnen und Ausbildern und dem Personal finden statt. Trotz der Pandemie konnte zudem im Zentrum die Taufe von zwei Lehrern gefeiert werden.
Im Vergleich zu seinen Nachbarländern Vietnam, Laos und Thailand ist die Impfkampagne in Kambodscha bemerkenswert erfolgreich. Etwa 82 % der kambodschanischen Bevölkerung sind inzwischen vollständig geimpft. Damit liegt die Impfquote weit über der vieler europäischer Länder. Somit normalisiert sich das alltägliche Leben im Zentrum wieder.
Schwester Eulalia N. Desacula DC und missio e.V. danken der Caritas Stiftung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart – Lebenswerk Zukunft für die Unterstützung. Ihre Spende gibt den Kindern eine Chance auf Bildung und Zukunft.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!