Tigray

Hilfe nach dem grausamen Morden in Tigray

Der zwei Jahre dauernde Krieg in Äthiopien wurde Anfang 2023 offiziell beendet. Doch gibt es aktuell noch immer Kämpfe und Vertreibungen, die Repression gegen die Zivilgesellschaft nimmt erneut drastisch zu.
29.02.2024
In einem Klassenraum mit roten Vorhängen sitzen etwa zwanzig Ordensschwestern in blauen Gewändern und weißen Schleiern aufmerksam an Schultischen. Einige halten Schilder hoch, darunter eines mit der Aufschrift „REFLECTIVE PRACTICE FOR RELIGIOUS TEACHERS“. Auf den Tischen liegen Wasserflaschen, Notizhefte und Informationsmaterial. Die Stimmung wirkt konzentriert und freundlich.

Die Bevölkerung in der nordäthiopischen Region Tigray erlebte ein grausames Morden enormen Ausmaßes. Mehr als eine halbe Million Menschen sollen umgekommen sein. Unsere Projektpartnerinnen, die Ordensschwestern der Daughters of Charity, standen in dieser Zeit den notleidenden Menschen nach besten Kräften bei. Dabei wurden sie und viele ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Zeugen von unvorstellbaren Gräueltaten. Das Miterleben von Massentötungen, Luftangriffen und brutalen Zerstörungen hat sie selbst schwer traumatisiert. So brauchen die Helferinnen und Helfer selbst dringend Unterstützung. 

Das Hauptziel dieses Projekts war die Wiederherstellung der psycho-spirituellen Gesundheit der Schwestern und ihrer Mitarbeiter. Um dies zu verwirklichen, gab es Einkehrtage und Workshops. Es wurden bibelorientierte Traumaheilungsschulungen, Gesprächskreise und Psychotherapien angeboten, in denen die Betroffenen psychospirituelle Hilfe erfuhren. Erfahrene Referenten leiteten die Sitzungen und sorgten für ein sicheres Umfeld. Der Austausch mit anderen Kriegsopfern half den Teilnehmenden, sich von seelischen Belastungen zu befreien. Gearbeitet wurde mit Bibelstellen, die an Gottes Liebe und dessen Gegenwart auch inmitten des Krieges erinnern. Nach dem Training und den Workshops berichteten die Schwestern einen deutlichen Rückgang der Symptome. 

An die 90 Schwestern aus verschiedenen Regionen Äthiopiens nahmen sich eine Auszeit vom täglichen Chaos, um sich auf ihre eigene Selbstfürsorge konzentrieren zu können. Körper und Geist fanden Ruhe, sie meditierten, um ihre Verbindung zu Gott zu stärken. Nach den Exerzitien waren viele Schwestern wieder motiviert, ihren Dienst am Menschen zu tun. 

Zahlreiche Schwestern hatten zudem körperliche Komplikationen aufgrund von Überlastung während des Krieges. Sie mussten medizinisch betreut werden. 

Aufgrund des Krieges waren die Schwestern mehr als zwei Jahre lang von ihren Familien getrennt. Dank der Projektmittel konnten sie wieder zusammengeführt werden. Nach dem Familienbesuch haben sie wieder deutlich mehr Energie und Zuversicht. 

Sobald die Schwestern und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre mentale und körperliche Gesundheit wiedererlangt haben, können sie wieder mit Herzblut als Sozialarbeiter“ tätig sein. Sie wirken wie Multiplikatoren: Nach ihren eigenen Therapien konnten sie vielen anderen traumatisierten Menschen helfen, sich von deren Traumata zu erholen. Fast alle Schwestern und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Tigray arbeiten, haben sich auf die eine oder andere Weise an Programmen zur Traumabewältigung und sozialen Unterstützung von Überlebenden beteiligt. 

Das Projekt „Hilfe nach dem grausamen Morden in Tigray” heilt Wunden und ist ein Segen nicht nur für die unmittelbar Beteiligten, sondern für alle Menschen in dieser Region. Wir danken der CaritasStiftung Lebenswerk Zukunft für deren Zuwendung in Höhe von 2.500€ im Jahr 2024.